Die Arbeitszeiten während der Assistenzarztzeit unterscheiden sich je nachdem, in was für einer Gesundheitseinrichtung und in welchem Fachgebiet man arbeitet. In diesem Blogbeitrag erfährst du, wie die gesetzlich vorgesehenen Arbeitszeiten für Ärzte in Deutschland geregelt sind, sowie welche Arbeitszeitenmodelle es in deutschen Kliniken gibt und was die Vor- und Nachteile jedes Modells sind.
I. Gesetzliche Grundlagen
Laut der gesetzlichen Regelungen in Deutschland darf die wöchentliche Arbeitszeit bei einer Vollzeitbeschäftigung maximal 48 Stunden (8 Stunden pro Tag) betreffen. Das schließt auch Überstunden, Bereitschafts- und Rufdienste und Pausen ein. Es handelt sich dabei um eine Durchschnittliche Arbeitszeit auf das ganze Jahr gesehen. Sie dürfen also in der einen Woche mehr als 48 Stunden arbeiten, dies muss aber in den kommenden Wochen durch entsprechende Freizeit ausgeglichen werden.
II. Ausnahmen im ärztlichen Bereich
Das hohe Arbeitsaufkommen und der steigende Personalmangel in Deutschland führen dazu, dass Ärzte manchmal mehr arbeiten müssen. So liegt die wöchentliche Arbeitszeit oft bei mindestens 52 Stunden. Aus diesem Grund gibt es im ärztlichen Bereich Ausnahmen von der 48-Stunden-Regelung, die es ermöglichen, dass Ärzte mehr arbeiten, ohne dass gegen rechtliche Vorschriften verstoßen wird.
Opt-Out-Erklärung
So wurde vor einigen Jahren In Deutschland die sog. Opt-Regelung eingeführt. Diese ermöglicht, dass Ärzte länger als 48 Stunden pro Woche arbeiten dürfen, sobald sie sich damit einverstanden erklären.
Was bedeutet das für dich? Zu Beginn deiner Anstellung wird dir, zusätzlich zu deinem regulären Arbeitsvertrag, die sog. eine Opt-Out-Erklärung zum Unterschreiben vorgelegt. Mit Deiner Unterschrift erklärst Du dich bereit, mehr als 48 Stunden wöchentlich zu arbeiten. Das Unterschreiben dieser Erklärung ist grundsätzlich freiwillig, bei vielen Kliniken ist das aber trotzdem eine Einstellungsvoraussetzung. Solltest du also die Erklärung aber nicht unterschreiben, läufst du Gefahr, dass das Klinikum doch keinen Arbeitsvertrag mit dir abschließt. Wichtig zu wissen ist auch, dass du die von dir unterschriebene Erklärung jederzeit mit einer Frist von 6 Monaten widerrufen kannst.
III. Arbeitszeiten und Arbeitszeitenmodelle in deutschen Kliniken
In den verschiedenen Krankenhäusern gibt es verschiedene Arbeitszeitmodelle.
1.Dienstsystem
Das gängigste Arbeitszeitmodell in deutschen Kliniken ist das Arbeiten nach Diensten. Bei diesem Arbeitszeitmodell wird die Haupttätigkeit (Patientenaufnahme, Untersuchungen, planmäßige Operationen und sonstige Stationsarbeiten) tagsüber während der regulären Arbeitszeit (i.d.R: Mo-Fr) erledigt (der sog. Tagesdienst). Nachts und an Wochenenden werden vor allem Notfälle behandelt, so dass ein Arzt mehrere Stationen betreuen kann. Die Arbeit außerhalb der regulären Tagesarbeitszeit wird durch Dienste abgedeckt. Folgende Dienste sind zu unterscheiden:
1.2. Der Bereitschaftsdienst im Klinikum: Bereitschaftsdienste sind Dienste, bei denen sich der Arzt außerhalb der regulären Arbeitszeiten im Klinikum aufhält und für anfallende Aufgaben bereitsteht.
Bereitschaftsdienste unter der Woche: Du arbeitest 8 Stunden regulär und hältst dich weitere 16 Stunden im Krankenhaus für Notfälle bereit. Für die 16 Stunden bekommst du ein Zimmer im Krankenhaus, in dem du schlafen kannst (in den meisten Fachbereichen bekommst du allerdings selten mehr als 4 Stunden Schlaf pro Nacht).
Bereitschaftsdienste am Wochenende: Wenn Du einen Wochenenddienst hast, zählt dieser komplett als Bereitschaftsdienst (24 Stunden).
Länger als insgesamt 24 Stunden darf ein Dienst aber nicht dauern.
Die Bereitschaftsdienste zählen zur regulären Arbeitszeit, werden allerdings nicht voll, sondern nur prozentual vergütet (z.B. nur 70% der Zeit).
1.2. Rufdienst (oder auch Rufbereitschaft): Auch hier muss sich der Arzt für den Bedarfsfall (i.d.R. für Notfälle und Notoperationen) bereithalten. Allerdings muss er sich in diesem Fall, im Gegensatz zu den Bereitschaftsdiensten, nicht im Krankenhaus aufhalten, sondern lediglich erreichbar sein und schnell zum Krankenhaus fahren können, falls er gebraucht wird. Anders als der Bereitschaftsdienst zählt die Rufbereitschaft nicht als reguläre Arbeitszeit. Als Arbeitszeit zählen nur die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden während der Rufbereitschaft. Für die Rufbereitschaft bekommt man i.d.R. eine Pauschalbezahlung. Wird man gerufen, bekommt man für die tatsächliche Arbeitszeit den im Arbeitsvertrag vereinbarten Stundenlohn zzgl. eventueller Zulagen (z.B. bei Nacht- und Wochenendarbeit).
Wie viele Dienste muss man im Monat leisten?
In der Regel muss man 4-6 Bereitschaftsdienste im Monat, davon mindestens 1 Wochenenddienst leisten. Manchmal, wenn Kollegen z.B. krankheitsbedingt ausfallen oder das Klinikum oder die Abteilung unterbesetzt sind, kann es vorkommen, dass man auch bis zu 8-9 Bereitschaftsdienste im Monat hat. Dies ist aber meistens eine Ausnahme.
Vor- und Nachteile des Dienstsystems
Die Vorteile dieses Arbeitszeitmodells sind, dass die regelmäßige Arbeitszeit tagsüber stattfindet und du nur ein paar Dienste im Monat übernehmen musst. Ein weiterer entscheidender Vorteil ist die zusätzliche Bezahlung, die man für die Nacht- und Wochenenddiensten bekommt, das dein Nettogehalt nicht unerheblich erhöht. Der Nachteil ist die fehlende Regelmäßigkeit. Dein Vorgesetzter darf Dienste anordnen, wenn dies notwendig ist. Dadurch hast du keine regelmäßigen Arbeitszeiten.
2.Schichtsystem
Auf manchen Stationen ist die Arbeit in Schichten aufgeteilt. Das ist insbesondere der Fall auf Intensivstationen, wo die kontinuierliche Versorgung der Patienten gewährleistet werden muss. Deswegen arbeiten die Ärzte dort in 2 Schichten á 12 Stunden oder in 3 Schichten á 8 Stunden.
Vor- und Nachteile dieses Systems
Der Vorteil dieses Systems sind die “geregelten” Arbeitszeiten. Es werden keine spontanen Dienste vom Vorgesetzten angeordnet und du kannst deine Zeit etwas besser planen. Außerdem gibt es bei diesem Modell keine 24-Stunden-Dienste, da die Arbeitszeit auf maximal 12 Stunden begrenzt ist. Die Nachteile sind, dass du nur selten ein klassisches Wochenende hast, da die Schichten so verteilt sind, dass du regelmäßig auch am Wochenende arbeiten musst. Auch was das Gehalt angeht, ist dieses System eher von Nachteil, da du keine zusätzliche Vergütung für Bereitschaftsdienste bekommst.
Fazit
Zusammenfassend kann man sagen, dass man als Arzt, insbesondere in einer Universitäts- oder Akutklinik mit vielen Arbeitsstunden und schlaflosen Nächten rechnen sollte. Die guten Nachrichten sind, dass der Arbeitnehmer in Deutschland gesetzlich so gut geschützt ist, wie in kaum einem anderen Land. Die gesetzlichen Regelungen sorgen dafür, dass es Höchstarbeitsgrenzen gibt, die eingehalten werden müssen. Für die Einhaltung ist hauptsächlich der Arbeitgeber verantwortlich und er ist auch derjenige, der bei Verstößen haftet.
Unser Tipp: Informiere dich schon im Vorstellungsgespräch darüber, welche Arbeitszeitregelungen im Krankenhaus gelten, nach welchem Modell man arbeitet, wie viele Dienste man in der Regel leisten muss und wie diese vergütet werden.
Wir hoffen, dass dir dieser Artikel gefallen hat und stehen dir bei Fragen gerne zur Verfügung.
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